Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Werner Wessel
Der 87-jährige Werner Wessel hat sich durch herausragendes Engagement und Tatkraft in seiner Heimatgemeinde Hasbergen eingesetzt. Die Liste seiner ehrenamtlichen Ämter ist so unglaublich vielfältig wie lang – und ließe sich noch weiter verlängern, würde man jede Aufgabe, jedes Amt aufzählen, was er in den vergangenen Jahrzehnten übernommen hat. Am 24. Juni, als der Uhrzeiger gerade viertel vor elf zeigte, stand er zusammen mit seiner Frau festlich gekleidet und überpünktlich vor dem Rathaus. Jener Freitagmorgen war für das Ehepaar ein außergewöhnlicher Tag, denn Wessels Einsatz sollte mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt werden.
„Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt, geht nicht verloren“, zitierte wenig später Landrätin Anna Kebschull in ihrer Laudatio Albert Schweitzer, einen der bedeutendsten Denker des 20. Jahrhundert. In dem Trausaal des Rathauses ließ sie keines der Ehrenämter Wessels aus, berichtete davon, wie der gelernte Metallograf sich über Jahrzehnte in seiner Freizeit für die kulturellen Belange und den Erhalt der Sprachkultur einsetzte, in einer Foto-AG für das Gemeindearchiv mitwirkte, als Mitinitiator der paläontologischen Ausgrabungen im Hüggel und am Silbersee zu zahlreichen geologischen Entdeckungen beitrug, Ausstellungen für junge Künstler im denkmalgeschützten Wasserturm organisierte oder wie er für die Verbreitung des Schachsports in und um Hasbergen sorgte.
von Links: Anna Kebschull, Anneliese Wessel, Werner Wessel, Adrian Schäfer
Auch Bürgermeister Adrian Schäfer dankte Wessel mit einer ganz besonderen Lobrede, die er früh am Morgen noch einmal kurzfristig umgeschrieben hatte. „Ich habe gemerkt, meine ursprüngliche Rede passt nicht“, gab er offen zu. Er habe sich zunächst zu sehr auf die Ämter konzentriert. Doch das Amt vergesse man irgendwann, es seien die Taten, die das Engagement ausmachen und in Erinnerung bleiben. Schäfer sprach von Meilensteinen des Engagements und auch er zählte Beispiele auf. Berichtete von Menschen, die tagtäglich mit Begeisterung die geologischen Lehrpfadtafeln oder Wanderwegbeschilderungen lesen. Tafeln, die von Wessel überarbeitet und mit aufgestellt wurden. Schäfer erzählt von Schülern, die nicht nur das Brettspiel erlernen, sondern von Taktik und analytischem Denken ein ganzes Leben profitieren könnten.
„Solches Engagement von Wissen und Tatkraft ist beeindruckend und außerordentlich. Die Arbeit ist inspirierend, unglaublich wertvoll und die Verleihung ist mehr als angemessen“, erkannten beide Laudatoren an, bevor sie die Ledermappe mit der Urkunde überreichten und Wessel die goldene Medaille mit dem roten Kreuz an der linken Brusttasche seines Jackets befestigten. Und der Geehrte?
Auf die Frage, ob Urkunde und Orden demnächst in der Wohnung in einem Rahmen einen besonderen Platz finden werden, winkte er lachend ab. „Nein, da hängen bunte Familienfotos und das soll auch so bleiben.“ Auch wenn Wessel sich über die hohe Auszeichnung freute, gab er sich sehr bescheiden. „Was ich gut finde, möchte ich gerne auch anderen mitteilen. Aber alleine hätte ich das nie geschafft.“ Der 87-Jährige betonte, dass dies alles nur mit Hilfe gewisser Leute möglich war und er die Verleihung als Symbol der Unterstützung von Menschen sehe, die ihm bei seinem Schaffen zur Seite standen. Einen besonderen Dank sprach er auch seiner Frau sowie seiner Familie aus. Mit ihnen zusammen wollte er nach der Verleihung schön essen gehen, um den ereignisreichen Tag gebührend abzurunden.
Und für die Zukunft versicherte er, sich weiter zu engagieren: ein Museum für all die Exponate sei noch ein Herzenswunsch von ihm. Der 87-Jährige betrachtete es als große Ehre den Orden erhalten zu haben und weiß: der Kreis derer, die mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden dürfen, ist eingeschränkt. Die Idee, das Hasberger Urgestein für die Medaille vorzuschlagen, kam bereits 2019 von dem damaligen Gemeindeoberamtsrat Heiko Dölling. „Ich kenne wenig Menschen, die sich so für Heimat, Wandern und Natur eingesetzt haben wie Werner Wessel“, fand der und sendete zahlreiche Gründe an die Staatskanzlei nach Hannover, die diese überprüfte, den Antrag an die Ordenskanzlei im Bundespräsidialamt weiterleitete und dort schlussendlich vom Bundespräsidenten bestätigt worden war.