Gemeinsam Prävention gestalten
In Hasbergen erlernen Kinder früh eine Abgrenzungsstrategie. Sozialpädagogen zeigen bereits im Kindergarten, wie wichtig es sein kann, unhöflich und laut zu sein.
Was tun, wenn man aus dem Auto heraus angesprochen oder sogar hineingezogen wird? Woran erkennt man einen Menschen, der Böses im Schilde führt? Im dem dreiteiligen Präventionstraining in der Kita Gaster Zauberhaus lernten die angehenden Schulkinder, besorgniserregende Situationen zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren. Und das kann manchmal richtig laut werden. So laut, dass sich der an diesem Morgen anwesende Bürgermeister Adrian Schäfer sogar beide Ohren zuhalten musste.
Die 17 Kinder, die sich zum Training versammelt hatten, hoben in dem Rollenspiel abwehrend die Arme, schrien aus voller Kehle „Stopp“. Die Anleitung, was in einer brenzligen Situation zu tun ist sollten wir nicht schreiben, weil sonst Täter die Handlungsweise vorausahnen könnten. Katrin Schmidt vom Kinder- und Familienservicebüro der Gemeinde Hasbergen verriet nur so viel: „Wir versuchen die Kinder stark zu machen, dass sie sich äußern und reagieren können. Das hilft, Taten vorzubeugen oder sie öffentlich zu machen.“ Schmidt wies darauf hin, dass Gewalt gegen Kinder weit verbreitet sei, häufig fernab von öffentlicher Wahrnehmung geschehe. „Statistisch gesehen sind in jeder Gruppe ein oder zwei Kinder betroffen“, berichtete sie.
Derk van Berkum, Umwelt- und Sozialpädagoge, und sein Kollege Wilfried Bury hatten mit den Kindern einen dreiteiligen Workshop durchgeführt. Die Themenkomplexe lauteten: Selbstsicherheit, Einsatz der Stimme und Lernen, um Hilfe zu bitten. Dabei prägten sich die angehenden Schulkinder die 5-Finger-Strategie ein, bei der jeder Finger für eine Verhaltensregel steht. Weiter erlernten sie in Rollenspielen die richtige Ansprache um Erwachsene um Hilfe zu bitten, Zivilcourage, aber auch, sich auf ihr Alarmgefühl zu verlassen. “Angst ist immer ein guter Schutz“, schlussfolgerte van Berkum.
„Es war spannend zu sehen, wie den Kindern durch die erlernten Schritte schnell deutlich wurde, was in Notsituationen zu tun ist“, kommentierte anschließend Bürgermeister Schäfer, der bei der vorerst letzten Trainingseinheit anwesend war. Das bereits vor sieben Jahren ins Leben gerufene Präventionstraining der Gemeinde sieht er nach wie vor als Notwendigkeit, damit Kinder sicher in der Gemeinde leben können. Gemeinsam mit Katrin Schmidt verteilte er an alle 17 Teilnehmer eine Urkunde sowie die von der Gemeinde entwickelte Notfall-Karte.
Auf der grasgrünen Karte mit dem roten Hüggelzwerg befinden sich auf der Vorderseite der Vorname des Kindes und drei individuelle Telefonnummern. Auf der Rückseite stehen allgemeine Informationen zu den folgenden Einrichtungen: Hüggelschule Hasbergen, Hüggelschule Gaste, Gemeinde Hasbergen sowie die Polizeidienststelle. In der Schule wird später die Präventionsarbeit mit der Puppenbühne der Polizei und der theaterpädagogischen Werkstatt (TPW) aus Osnabrück weitergeführt.